Der genetische Vererbungsgang ist Co-Dominant, aber ein kleines Rätsel
trägt diese Morph in sich.
Warum gibt es so wenig Weibchen ?
Warum bestehen Gelege überwiegend aus männlichen Bananas ?
Die Banana Weibchen scheinen , ganz normal veranlagt zu sein. In ihren Gelegen
finden sich weibliche und männliche Babys, aber auch bei ihnen wird von vielen
Züchtern bestätigt, dass sie wohl mehr weiblichen Nachwuchs bekommen.
Im allgemeinen aber, befinden sich beide Geschlechter im Gelege, so kann man sagen, dass sie genetisch ganz normal sind. Bei ihnen gibt es keine female /male marker.
Jetzt wird es interessant !
Ein Banana Männchen, dass aus einem Gelege eines Banana
Weibchen schlüpft, ist ein female marker, dass heißt, dass dieses Männchen auch weiblichen Nachwuchs zeugen kann. Das tut er dann auch überwiegend, selbst wenn
dann mal ein Männchen schlüpfen sollte, wäre dieses Tier, auch ein femal marker.
Ein Banana Männchen, dass nicht von einem Banana Weibchen stammt, dass sind die male maker. Das wiederum heißt, sie können nur männlichen Nachwuchs zeugen.
Ist es nun genetisch ? Wenn es so wäre, warum haben es die Weibchen nicht und warum haben es die Männchen nicht, die von einem Banana Weibchen Abstammen.
Schauen wir weiter....
Ein Banana Männchen , der von einer weiblichen Banana abstammt, zeugt mehr weibliche Banana Babys als männliche, jedoch werden mehr männliche Classics gezeugt als weibliche.
Ein Banana Männchen , was von einem männlichen Banana abstammt, zeugt mehr männlichen Banana Babys als weibliche. Aber es werden mehr weibliche
Classics gezeugt als männliche.
Es klingt schon alles sehr kompliziert .
Mein erstes persönliches Fazit dazu : Mir scheint es so, dass die Geschlechtsbestimmenden Chromosomen X und Y entweder blockiert werden, oder einige Gene fehlen, die sich normal auf den Chromosomen befinden. Wenn sie aber von einem Banana Weibchen stammen, die genetisch gesehen ok ist... werden auch die Gene weiter gegeben die auf den X Chromosomen sitzen und somit kann ,, er ,, auch weiblichen Nachwuchs zeugen.
Ist meine persönliche Meinung darüber. Genetik ist ein spannendes Thema und fehlt nur ein Gen oder mehrere Gene, kann es gleich viel im Körper verändern.... somit auch
eine seltsame einseitige Zeugung eines bestimmten Geschlechts.
Aber ist es auch so ?
Bild Quelle : http://slideplayer.com/slide/7977398/
Hier mal ein Bild , links beide X Chromosome des Weibchens. Rechts ein X und ein Y Chromosom des Männchens. Wie man sieht besitzen die Weibchen 2 X Chromosome , das Männchen hingegen jeweils nur eins... einmal X und einmal Y.
Bei den Weibchen ist es der Vorteil, sollte ein Chromosom beschädigt oder unvollständig sein, kann es von dem zweiten ersetzt werden. beim Männchen sieht es schon anders aus, ist da ein Chromosom beschädigt, oder Gene fehlen, die sich darauf befinden, kann es weder repariert, noch ersetzt werden. Deswegen bin ich der Ansicht, das ein männlicher Banana der aus einem Gelege eines genetisch gesunden Banana Weibchen stammt, keine Veränderungen an seinem X Chromosomen hat. Ein Männchen das aus einem anderen Gelege stammt und nicht von einem Banana Weibchen.... bei dem könnte das X Chromosom unvollständig sein, d.h.... das eventuell ein oder mehrere Gene fehlen und somit keine weiblichen Nachkommen gezeugt werden können.
Klingt gut, sind aber nur Vermutungen :)
Gehen wir einen Schritt in eine andere Richtung.
,,Geschlechtsdimorphismus,, ( Sekundäres Geschlechtsmerkmal )
Das bedeutet, deutliche Unterschiede in Erscheinung, Körperfunktionen oder Verhalten zwischen Männchen und Weibchen der selben Art. Die aber nicht auf Geschlechtsorgane bezogen sind, sondern Körpergröße oder Färbung zwischen den Geschlechtern.
Gibt es bei Bananas sichtbare Unterschiede?
Die Weibchen bei den Königen sind zwar meist größer als die männlichen Tiere aber das gibt es in der Welt der Schlangen zum größten Teil, das ist eher unwahrscheinlich.
Was ist mit der Färbung? Sind die Männchen farbiger als die Weibchen ?
Morphologie : Unterschied im Erscheinungsbild
Bei vielen Tieren sind mit der Geschlechtsreife sich herausbildenden Sekundären Geschlechtsmerkmale dauerhaft.
andere Arten zeigen den Sexualdimorphismus nur zur Paarungszeit. Oft besteht ein Zusammenhang zwischen Geschlechtshormone, den sich dadurch bildenden Unterschiedlichen Verhalten bei der Paarung.
Die Makoskopischen Sexualmorphismen sind genetisch Determiniert ( Bestimmtheit, Abhängigkeit, Festgelegt sein).
Die Physiologischen Unterschiede reichen vom Hormonsysthem über den allgemeinen Stoffwechsel bis zur Steuerung von Wachtumsprozesse. Ausbildung von Preferenzen ( Verhaltensweisen die bewirken, das etwas unterscheidbar wird. - Aussehen: Farbe, Größe usw.
Ursächlich für alle sekundären Geschlechtsmerkmale sind Geschlechtsspezifische Selektiondrucke ( d.h. Einwirkung eines Selektionsfaktors auf eine Population von Lebewesen).
Hier streiten sich die Geister.... Ein Geschlechtsdimophismus beim Königspython gibt es nicht ?
Sicher ?
Eins noch ... Bei den Coral Glows werden die Geschlechts - Chromosome vom Weibchen gesteuert. ( Hormonsteuerung ). Das Männchen hat nichts damit zu tun !!!
Jetzt forschen und suchen wir erstmal weiter :)
Die Genetik hat immer wieder Überraschungen parat, die uns in staunen versetzen. Wenn man sich einmal ausgiebig damit beschäftigt, lässt sie einen nicht mehr los :) .
In der normalen Humangenetik für Menschen und vor allem auch bei den Säugern ist die normale Vererbung, dass was wir eigentlich alle kennen.
XX Chromosome bei den Weibchen
XY Chromosome bei den Männchen
aber es gibt da noch andere Systeme, nämlich bei Vögeln (wurde bei Hühnern entdeckt) Eidechsen, Schlangen, Insekten , auch bei Pflanzen usw
WZ Chromosome bei den Weibchen
ZZ Chromosome bei den Männchen
hier hat das Männchen die Doppelte Anzahl von Chromosomen, dass Weibchen hingegen jeweils nur eins.
Das Z Chromosom ist auch ein Geschlechtschromosom.
Die Männchen haben den homozygoten Karytyp ZZ
Die Weibchen den Hemizygoten Karytyp WZ
Hemizygot = Das hier nur ein Allel eines Gens, im sonst zweifach vorhandenen Chromosomensatz vorkommt.
Dies ist ein Hemizygoter Erbgang
Dadurch verändert sich auch einiges und man wundert sich, was es bei den Banana Balls oder den Coral Glow mit der Geschlechtsverteilung auf sich hat.
Aber wie sehr ändert sich dadurch etwas, geforscht wurde bei Vögeln, Insekten ...
vor allem gibt es mehrere Dinge die sein könnten, oder auch nicht und könnte das auch auf die Banana zutreffen ?
1) Haplodiploidie : Es ist eine Form des genetischen Geschlechts, bei der ein Geschlecht nur einen Chromosomensatz trägt (haploid) und das andere Geschlecht den doppelten Chromosomensatz (diploid). Üblicherweise ist das männliche Geschlecht haploid.
Bei Untersuchungen an Honigbienen, stellte sich heraus, dass ähnlich wie beim Mensch letztlich ein bestimmtes Gen für die Geschlechtsbestimmung zuständig ist.
Ist es bei den befruchteten Eiern in zwei verschiedenen Versionen vorhanden, entstehen Weibchen. Ist es aber nur in einer Version vorhanden, entstehen Männchen.
Durch Inzucht, kann es dazu kommen, dass dieses Gen in befruchteten Eiern in zwei identischen Versionen vorhanden ist, dann entstehen diploide ( besitzt 2 Chromosomensätze ) Männchen.
2) Hier wurde bei Vögel ein Gen gefunden, dass wahrscheinlich geschlechtsbestimmend ist. Es nennt sich DMRT1. Dieses Gen sitzt aber nur auf den Z Chromosomen, nicht auf den W Chromosomen.
Weibchen haben demnach nur eine Kopie, Männchen dagegen zwei Kopien.
Das könnte dazu führen, dass diese doppelte Menge des DMRT1 dafür sorgen könnte, dass nur männliche Geschlechtsorgane gebildet werden.
Auch bei der temperaturabhängigen Geschlechtsbestimmung ( z.B. bei Schildkröten, Alligatoren usw.) ist der DMRT1 für die männlichen Gonaden ( Geschlechtsdrüsen bzw Keimdrüsen ) verstärkt zuständig.
Als nächstes beschäftigen wir uns mit der Meiose.
Die Meiose ist eigentlich der wichtigste Vorgang bei der geschlechtlichen Fortpflanzung.
Meiose bedeutet - Verminderung, Verkleinerung ... das heißt, die Anzahl der Chromosome werden halbiert und genetisch von einander, entstehen verschiedene Zellkerne.
Diese genannte Zellteilung findet nur bei der Geschlechtzellenteilung statt.
Und da sind wir dann da, was ich oben schon aufgeführt habe.
Körperzellen enthalten doppelte Gene = diploid
Geschlechtszellen dagegen nur 1 Gen = haploid
Jetzt könnte man das ganze Thema unglaublich ausbreiten, aber ich denke das hier soll erstmal in diese Richtung reichen.
Aber eins möchte ich noch schreiben und zwar gibt es bei einigen Vögeln ( Hühner usw. ) Eidechsen und Schlangen noch eine Besonderheit , die auch in der Meiose liegt.
Weibliche Tiere bringen ohne Kontakt zu männlichen Tieren diploide ( männliche ) Nachkommen hervor.
Wie kann so etwas vorkommen ?
In der Meiose verhält sich ein haploider Richtungskörper, wie eine Samenzelle... der sich dann mit einer haploider Eizelle vereint. Durch die Chromosomen ZZ die bei Reptilien und Vögel auftreten, ( ZZ = XX = männlich ) kommen nur männliche Tiere zur Welt.
Hier mal eine sehr interessante Zusammenfassung, lesen lohnt :)
Quelle ist :
http://www.spektrum.de/magazin/geschlechtsauspraegung-bei-wirbeltieren/821419
Geschlechtsausprägung bei Wirbeltieren
In der Evolution des Tierstamms, zu dem auch der Mensch gehört, hat sich eine Anzahl von Mechanismen entwickelt, die bei den einzelnen Arten bewirken, daß Männchen oder Weibchen entstehen. Die genetisch bestimmte Differenzierung wie bei den Säugern ist jedoch wohl ein entwicklungsgeschichtlich neueres Phänomen. Der Vergleich mit anderen Klassen liefert neue Einsichten in die Natur der Sexualität.
David Crews
Sexualität ist ein wesentliches Charakteristikum sehr vieler Lebewesen: Ob Tiere oder Pflanzen – die Differenzierung in
männlich und weiblich betrifft nahezu alle mehrzelligen Organismen. Die Zweigeschlechtlichkeit als Prinzip der Fortpflanzung zeigt sich vielfältig sowohl im Erscheinungsbild der Individuen als
auch in ihrem Verhalten sowie in biochemischen Prozessen und Funktionen.
Warum aber Sexualität überhaupt existiert, ist wissenschaftlich noch immer nicht endgültig geklärt. Doch in letzter Zeit haben insbesondere Forschungen an Tieren viele neue Erkenntnisse über die
Vielfalt dieses Phänomens erbracht. Etliche der schon länger bekannten Aspekte sind weniger universell, als man früher dachte. Es ergibt sich so etwas wie ein neuer Rahmen dafür, wie die
Geschlechtlichkeit einzuschätzen und deren Evolution zu denken sei.
Bei den Wirbeltieren drückt Sexualität sich auf vielerlei Art und in mannigfaltiger Weise aus – und zwar deutlicher noch
als in biochemischen, anatomischen und Verhaltensunterschieden im Paarungsverhalten. Um es ganz einfach zu sagen: In der Regel sind es die mit Hoden ausgestatteten Männchen, die begatten, und die
mit Eierstöcken (Ovarien) ausgestatteten Weibchen, die sich begatten lassen. Beide unterscheiden sich häufig noch auf weniger auffällige Weisen, die mit Sexualität nicht direkt zu tun haben
mögen, etwa im Aktivitätsgrad, in der Regulation des Körpergewichts, der Aggressivität oder der Art zu lernen. Manche der Geschlechtsspezifika hängen mit Besonderheiten in bestimmten
Gehirnarealen zusammen; das besagt allerdings nicht unbedingt, daß sie dadurch verursacht wären.
Das allgemeine Säugetierschema
Aufgrund der Erkenntnisse während der letzten Jahrzehnte zur Sexualität und zur sexuellen Differenzierung bei Säugetieren – wie auch beim Menschen – hat man jetzt für diese Organismengruppe ein weitgehend in sich
stimmiges, von Ausnahmen abgesehen auch ziemlich allgemein gültiges Bild des Phänomens. Eine Frage ist allerdings, inwieweit es auch auf die anderen Wirbeltiere paßt.
Dieses Schema faßt die gefundenen Organisationsprinzipien zusammen, welche die geschlechtliche Entwicklung des Individuums bedingen; ich werde sie im folgenden etwas vereinfacht beschreiben.
Demnach ist das Geschlecht eines Tieres – genaugenommen das seiner Keimdrüsen, der Gonaden – bei der Befruchtung des Eies, aus dem es sich entwickelt, durch die elterlichen X- und Y-Chromosomen praktisch festgelegt.
In frühen Stadien der Embryonalentwicklung beginnen die Gonaden sich bereits diesem Geschlecht gemäß auszudifferenzieren, wobei nach dem Modell unter dem Einfluß eines Y-Chromosoms Hoden
heranreifen, hingegen Ovarien immer dann, wenn kein Y-Chromosom vorhanden ist. Schon bald produziert der embryonale Organismus nun in den Hoden beziehungsweise in den Ovarien
geschlechtsspezifische Steroidhormone, die in den Blutkreislauf gelangen.
Wie die weitere Entwicklung organisiert wird, ist offenbar bei Männchen und Weibchen verschieden insofern, als allein die männlichen anatomischen Merkmale sich durch hormonellen Einfluß
auszuprägen scheinen. Soweit man weiß, entstehen die weiblichen Züge stets, wenn die männchenbestimmenden Hormone fehlen.
So induzieren in den Hoden gebildete Androgene wie Testosteron die Ausformung von männlichen Geschlechtsstrukturen, während die von den Ovarien hauptsächlich produzierten Hormone – Östrogene und Progestine – auf dieser Stufe der
Geschlechtsorganisation nicht wirksam werden. Nach diesem Schema wären also die Weibchen sozusagen das neutrale oder Mangelgeschlecht, das sich beim Fehlen besonderer Entwicklungsanreize
ausbildet, die Männchen demgegenüber das organisierte Geschlecht, zu dessen Entwicklung es sehr präziser Reizmuster bedarf.
In dem Modell kommt den Sexualhormonen die Schlüsselrolle zu. Darauf machte zuerst der Embryologe Frank R. Lillie von der Universität Chicago aufmerksam, nachdem er Anfang dieses Jahrhunderts
beobachtet hatte, unter welchen Umständen Kühe eine Zwicke zur Welt bringen – ein an sich weibliches, aber steriles Kalb
mit männlichen Zügen: nämlich dann, wenn sie mit Zwillingen trächtig waren, von denen einer männlich ist. Lillie vermutete, daß dies mit Androgenen zusammenhänge, die der sich entwickelnde
männliche Organismus freisetzt und derjenige ohne Y-Chromosom aufnimmt.
Die These, daß bestimmte Gonadenhormone die Geschlechtsentwicklung in die männliche Richtung steuern, wurde inzwischen vielfach erhärtet. Man versteht heute teilweise schon die molekularen
Details, wieso mit diesen Hormonen Männchen und ohne sie Weibchen heranwachsen.
Bei der Gonadenentwicklung entsteht im Säugetierembryo zunächst noch undifferenziertes Keimdrüsengewebe. Ob daraus männliche oder weibliche Gonaden werden, bestimmen genetische Signale.
Anschließend kontrollieren Gonadenhormone, welches Geschlecht die Genitalien erhalten. Die hohen Androgenkonzentrationen bei genotypischen Männchen induzieren die Ausbildung von Samenleiter,
Penis und Hodensack; ohne diese Hormone entwickeln sich die weiblichen Strukturen Uterus, Klitoris und Schamlippen.
Aus der Tierforschung, insbesondere an Arten mit großen Würfen, häufen sich die Hinweise, daß das vorgeburtliche hormonelle Milieu noch viel umfassender wirkt und verschiedene Bereiche der
späteren Sexualität prägt. Bekommen die Weibchen einer Art durchweg viele Junge, liegen die Föten im Uterus eng hintereinander, gleichsam wie Erbsen in der Schote. Weil aber die Reihenfolge
weiblicher und männlicher Keime zufällig ist, könnten die Gonadenhormone des einen also durchaus die Entwicklung sekundärer und nachrangiger Geschlechtsmerkmale wie auch neuraler Strukturen der
Nachbarn beeinflussen. Dies bestätigte Lynwood G. Clemens von der Staatsuniversität von Michigan in East Lansing für Ratten: Die fetale Umgebung hatte teils sehr deutliche Auswirkungen auf deren
spätere Sexualität. Ähnliches beobachteten kürzlich Mertice Clark und Bennet G. Galef von der McMaster-Universität in Hamilton (Ontario, Kanada) bei Rennmäusen.
Frederick S. vom Saal von der Universität von Missouri in Columbia wiederum untersuchte an Labormäusen direkt die Hormonkonzentrationen im mütterlichen Uterus und die Folgen. Weibliche Feten, die
zwischen zwei männlichen liegen (sogenannte 2M-Weibchen), sind demnach höheren Testosteron- und geringeren Östrogenkonzentrationen ausgesetzt als solche, die zwischen zwei weiblichen heranwachsen
(dies sind die 0M-Weibchen). Nach der Geburt sehen die 2M-Weibchen maskuliner aus als die anderen. Sie werden später geschlechtsreif und machen sowohl kürzere als auch weniger Reproduktionszyklen
durch. Außerdem wirken sie auf Männchen weniger attraktiv und sexuell erregend; und sie benehmen sich aggressiver gegenüber Geschlechtsgenossinnen (Bild 2).
Ein schlagendes Beispiel, wie fetale Hormone die Sexualentwicklung ausrichten können, bieten die afrikanischen Fleckenhyänen. Vieles von dem sozialen Verhalten, das bei Säugetieren typischerweise
die Männchen zeigen, übernehmen bei dieser in engen Gruppen lebenden Art die Weibchen. Sie sind nicht nur größer und schwerer, sondern dominieren die Männchen meistens auch, gewinnen also in
Streitigkeiten und beim Zugang zu Futter und übernehmen weitgehend die Kontrolle und Verteidigung der Reviere. Während ihre Ovarien und anderen inneren Geschlechtsorgane so aussehen wie die
anderer Säugetierweibchen auch, ähneln die äußeren Genitalien frappierend denen von Männchen: Die Scheidenöffnung ist nicht deutlich sichtbar, und die Schamlippen sind so verwachsen und von zwei
Fettkörpern ausgeformt, daß man den Eindruck eines Hodensacks hat; zudem wirkt die große, erigible Klitoris wie ein Penis (Bild 3 links). Die Weibchen benutzen sie denn auch in Grußzeremonien und
Rangdemonstrationen so wie männliche Säugetiere ihr Glied.
Erst kürzlich vermochten Stephen E. Glickman und Laurence G. Frank von der Universität von Kalifornien in Berkeley das Phänomen zu interpretieren. Demnach setzt die Maskulinisierung lange vor der
Geburt ein, nämlich bedingt durch die hohen Konzentrationen an Androstendion im mütterlichen Blut. Dieses Steroid ist selbst nicht hormonell wirksam, läßt sich aber sowohl in Östrogen wie in
Testosteron umwandeln. Dies geschieht auch in der Plazenta, wo aber nur wenig Östrogen gebildet wird; um so höher ist die Menge des Testosterons. Dies dürfte den weiblichen Hyänen vom
Fetalstadium an stark vermännlichte Merkmale und Eigenschaften verleihen.
Als möglichen Mechanismus, durch den intrauterine Einflüsse sich noch auf das Sexualverhalten des erwachsenen Tieres auswirken, schlugen schon 1959 Charles H. Phoenix, Robert W. Goy, Arnold A.
Gerall und William C. Young von der Universität von Kansas in Lawrence vor, im Embryo freigesetzte Steroidhormone könnten bei der geschlechtsspezifischen Strukturierung des Gehirns beteiligt
sein. Tatsächlich stellte sich dann heraus, daß solche Hormone bei Wirbeltieren direkt auf bestimmte Neuronen wirken, die zu Schaltkreisen zusammengeschlossen sind. Anscheinend sind diese
wiederum die Grundla-ge für Verhaltensunterschiede zwischen Männchen und Weibchen.
Gehirnreifung
Neuerdings ist sehr viel klarer geworden, wie Hormone, Gehirnstrukturen und sexuelles Verhalten zusammenhängen. Beispielsweise identifizierten Pauline I. Yahr und ihre Kollegen von der
Universität von Kalifornien in Irvine im Gehirn von Rennmäusen einen Kern, der nur bei den Männchen vorhanden ist (Bild 4). Er liegt inmitten eines Areals, das bei der Steuerung des
Kopulationsverhaltens mitwirkt. Bei Weibchen bildet sich dieser Kern indes gleichfalls aus, wenn sie in frühem Alter Androgene injiziert bekommen; sie verhalten sich dann auch männlicher.
Recht gründlich hat man die Geschlechtsdifferenzierung des Gehirns an Singvögeln erforscht. Bei ihnen scheinen sich vielfach unter dem Einfluß von Hormonen ebenfalls besondere neuronale
Strukturen auszubilden, die offensichtlich mit geschlechtsspezifischem Fortpflanzungsverhalten korrespondieren. So beginnen etwa Kanarienhähne im Frühjahr, wenn ihr Androgenspiegel hoch ist, zu
singen, womit sie sowohl ein Brutrevier markieren als auch Weibchen anlocken; daß aber die Weibchen zwar durchaus auf den Gesang reagieren, jedoch selbst nicht singen, liegt an
Strukturunterschieden im Gehirn. Solche Zusammenhänge haben viele Studien – auch an anderen Singvögeln – belegt, besonders die von Fernando Nottebohm von der Rockefeller-Universität in New York (Spektrum der Wissenschaft, April 1989,
Seite 112).
Wie sich herausstellte, kontrollieren den Gesang mehrere miteinander verschaltete Kerne, welche die Stimmbänder ansteuern. Normalerweise sind diese Areale bei den Weibchen deutlich kleiner.
Bereits im Embryo wird durch bestimmte Steroidhormone beeinflußt, welche der dortigen Neuronen erhalten bleiben und welche absterben. Infolgedessen haben die erwachsenen Männchen in diesen Kernen
nicht nur wesentlich mehr und größere Neuronen, sondern auch mehr Synapsen (Signalübertragungsstellen zwischen Nervenzellen).
Nottebohm wies sogar nach, daß sich die Größe der gesangkontrollierenden Kerne jahreszeitlich mit dem Fortpflanzungszyklus verändert – parallel zum Singen. Kastration, mithin Senken der Androgenkonzentration, beziehungsweise Injektion dieser Hormone löste die entsprechende, sonst an eine Jahreszeit
gebundene Verhaltensänderung aus. Und sogar Kanarienweibchen ließen sich mit geeigneten Androgenkonzentrationen zum Singen bringen.
Noch umstritten sind jüngere Befunde, wonach bei menschlicher Homosexualität ein Zusammenhang mit bestimmten Gehirnstrukturen zu erkennen sei. Nach Untersuchungen von Simon LeVay, der damals am
Salk-Institut für Biologische Studien in San Diego (Kalifornien) arbeitete, soll ein bestimmter Kern im vorderen Hypothalamus von homosexuellen Männern eher eine Größe wie der von Frauen haben
als der von heterosexuellen Männern. Das Team von Dean H. Hamer bei den amerikanischen Nationalen Gesundheitsinstituten in Bethesda (Maryland) meint wiederum, auf dem X-Chromosom eine Region mit
einem oder mehreren für Homosexualität disponierenden Genen gefunden zu haben. Dies hieße unter Umständen, die mit diesem Sexualverhalten assoziierten Gehirnstrukturen stünden unter direkter
genetischer Steuerung. Allerdings wäre ebenfalls möglich, daß das hormonelle Milieu von Feten teilweise oder gänzlich bestimmt, was mit dem fraglichen Kern während der weiteren Entwicklung des
geborenen Individuums geschieht.
Solche Befunde veranschaulichen, wie inadäquat eine stereotype Zuordnung aller Individuen zu einem von zwei Geschlechtern ist. Das skizzierte Schema der hormonell gesteuerten Organisation der
Sexualdifferenzierung besagt vielmehr, daß keine genetisch festgelegte Entweder-oder-Entscheidung fällt, sondern vielmehr feinste hormonelle Steuer- und Kontrollmechanismen wirken. Dies gilt für
die Ausbildung sämtlicher zur Fortpflanzung wichtiger Gewebe und Strukturen, einschließlich der für das Sexualverhalten relevanten Gehirnschaltkreise.
Männchen und Weibchen der meisten Wirbeltiere zeigen zwar gemeinhin ein ihrem Gonadengeschlecht entsprechendes Paarungsverhalten. Außerdem aber treten bei beiden auch relativ häufig für das
andere Geschlecht typische Verhaltensmuster auf. Zum Beispiel besteigen weibliche Tiere manchmal Artgenossen, oder Männchen bieten sich zum Aufreiten an. Diese Erscheinungen gehören sogar zum
regulären Sozialleben vieler Spezies und sind besonders für Säugetiere bezeichnend. Kühe etwa besteigen einander regelmäßig – und das scheint zur Synchronisation der Fortpflanzungszyklen einer Herde beizutragen. Bei Rhesusaffen zeigt Aufreiten soziale Dominanz an, unterstützt mithin die
hierarchische Ordnung. Dies alles weist darauf hin, daß im Gehirn trotz der geschlechtstypischen Ausdifferenzierung die jeweils anderen Verschaltungen wohl nicht völlig verlorengehen. Die
ursprünglich angelegte Dualität bleibt offenbar zumindest in Spuren erhalten.
Grenzen des Organisationsschemas
Auch wenn dieser theoretische Rahmen der Geschlechtsausprägung umfassend und in sich stimmig scheinen mag, sollte man mit Verallgemeinerungen vorsichtig sein. Die zugrundeliegenden Befunde
stammen schließlich nur von verhältnismäßig wenigen Arten, und diese sind zudem alle warmblütig, nämlich Vögel oder Säugetiere. Wie weit das Konzept trägt, läßt sich erst beurteilen, wenn man
zumindest weitere Klassen von Wirbeltieren einbezieht. Darum beschäftige ich mich mit der Sexualität der wechselwarmen Reptilien und Fische. In welchen Aspekten paßt das beschriebene Modell auch
auf sie und wo nicht?
Vielleicht sind manche Erscheinungen bei einer bestimmten Säugetier- oder Vogelart nur eine besondere Anpassung gerade dieser Spezies. Falls hingegen ein Merkmal öfter und vor allem in
verschiedenen systematischen Gruppen auftritt, ist es mit einiger Wahrscheinlichkeit stammesgeschichtlich alt. So könnten von beiden Geschlechtern gezeigte sexuelle Verhaltensmuster – zum Beispiel das Aufreiten – älter sein als solche, die
fest an ein Geschlecht gebunden sind. Erst wenn wir die evolutiven Wurzeln der Sexualität kennen, werden wir dieses allgegenwärtige Charakteristikum höheren Lebens selbst und seine
Gesetzmäßigkeiten verstehen.
Nach allem, was man bislang weiß, stimmt das Organisationsschema in der bis hierher vorgestellten Form für einen Großteil der Wirbeltiere nicht. Meiner Ansicht nach ist nur ein Aspekt daraus für
alle grundlegend: daß die Sexualhormone organisierenden Einfluß auf die Ausdifferenzierung der an der Fortpflanzung beteiligten Gewebe und Strukturen haben. Die eigentlich steuernden Mechanismen
können dabei jedoch sehr verschieden sein.
Bei Vögeln und Säugern kommt es, wie gesagt, letztlich auf die Geschlechtschromosomen an, ob aus dem Keim ein Männchen oder ein Weibchen wird. Aber viele Fische und Reptilien haben solche
Chromosomen gar nicht. Damit Geschlechtstiere heranreifen, müssen demnach andere – nichtgenetische – Faktoren der sexuellen Entwicklung eine Richtung geben.
In der Regel ist das die Umwelt. Der bestimmende Faktor kann bei manchen Organismen die Temperatur sein, in der ein Embryo heranwächst. In anderen Fällen entscheiden erst beim erwachsenen Tier
die sozialen Verhältnisse über sein Geschlecht. Manche Arten kommen gar ohne jegliche Differenzierung aus und pflanzen sich eingeschlechtlich fort, ohne daß die Eier befruchtet würden
– man nennt dies Jungfernzeugung oder Parthenogenese. Möglicherweise sind dies die entwicklungsgeschichtlich älteren
Realisierungen des Prinzips, Fortpflanzung zu gewährleisten, die der von Chromosomen regulierten Geschlechtsausbildung vorausgingen.
Die temperaturabhängige Entwicklung bei Reptilien hat vor mehr als 25 Jahren Madeline Charnier von der Universität Dakar (Senegal) beschrieben: Das Geschlechterverhältnis von Smaragdeidechsen
hängt, wie sie herausfand, von der Brutwärme ab. In den späten siebziger Jahren ermittelten dann James J. Bull und Michael Vogt von der Universität von Wisconsin in Madison, daß bei bestimmten
Wärmegraden irgendwelche geschlechtsbestimmenden Mechanismen aktiviert werden (deren Natur ist aber noch immer unbekannt).
Immerhin weiß man, daß dies für viele Reptilien gilt – unter anderem für alle Krokodile, zahlreiche Schildkröten- und
einige Eidechsenarten. Das einmal ausgeprägte Geschlecht bleibt bei ihnen, obwohl der Auslöser extern ist, trotzdem lebenslang erhalten. Es wird mitten während der Embryonalzeit festgelegt
– genau dann, wenn sich die Gonaden ausdifferenzieren.
Die wärmebedingte Steuerung ist eine Alles-oder-nichts-Entscheidung: So entstehen bei Temperaturen in einem engen mittleren Bereich nicht etwa Zwitter, sondern ungefähr gleich viele Indivi-duen
jedes Geschlechts. Demnach dürfte eine Art biologischer Schalter auf einen Schwellenwert eingestellt sein. Den Zusammenhang haben Bull, Judith M. Bergeron von der Universität von Texas in Austin,
Thane Wibbels von der Universität von Alabama in Birmingham und ich näher untersucht. Wie wir feststellten, ändert sich je nach Temperatur die Verteilung von Enzymen und Hormonrezeptoren, auch
jener für Östrogene und Androgene.
Das Entscheidungsmuster kann von Art zu Art sehr verschieden aussehen (Bild 5). Bei Leopardgeckos zum Beispiel entwickeln sich sowohl bei niedrigen als auch bei hohen Temperaturen Weibchen und
bei mittleren Männchen. In unserem Labor haben wir Eier von Geckos in einer frühen Phase mit Östrogen behandelt. Daraufhin bildeten alle Embryonen Ovarien aus, auch diejenigen, die aufgrund der
Umgebungstemperatur zu Männchen hätten werden müssen. Liegt die Inkubationstemperatur recht nahe bei der, die eine Entwicklung in weiblicher Richtung bedingt, genügen geringere Östrogengaben,
damit Ovarien entstehen.
Vor einiger Zeit entdeckten wir zudem, daß eine chemische Unterdrückung der Produktion von Östrogenen und Androgenen die normale, temperaturregulierte Entwicklung weiblicher oder männlicher
Gonaden verhindern kann. Offensichtlich sind hier die Sexualhormone das physiologische Äquivalent der Bruttemperatur.
Im Falle der Leopardgeckos prägen sich sogar noch im selben Geschlecht Unterschiede der Bruttemperatur in der Sexualität des erwachsenen Tieres durch. Wie wir herausfanden, werden von den
Weibchen diejenigen, die einer relativ kühlen Brutumgebung entstammen, früher geschlechtsreif als solche aus einer Bruttemperatur, in der überwiegend Männchen entstehen. Letztere sind auch für
Männchen nicht so attraktiv und verhalten sich – wie Männchen aus demselben Milieu – später aggressiver als Weibchen und Männchen aus Eiern, die weniger warm gehalten wurden; diese weichen Konfrontationen möglichst
aus oder halten still (Bild 5 rechts).
Schließlich bilden Weibchen aus Brutbedingungen, die das Entstehen von Männchen begünstigen, Genitaldrüsen mit offenen Poren aus, ähnlich wie Männchen; die anderen haben kleinere und geschlossene
Drüsen. Zwar ist generell der Androgen-Blutspiegel erwachsener Weibchen niedriger als der von Männchen; doch die Weibchen aus sozusagen maskulinisierenden Brutbedingungen haben höhere Androgen-
und niedrigere Östrogenwerte als die übrigen. Kurz, in physiologisch-chemischer Ausstattung und Verhalten der geschlechtsreifen Tiere wirkt das frühe temperaturabhängige Hormonmilieu nach.
Möglicherweise ging diese Art der Geschlechtsbestimmung der genetisch kontrollierten der Säugetiere und Vögel in der Evolution voraus. Dann könnte eine gewisse Temperaturempfindlichkeit bei
manchen höheren Wirbeltieren durchaus noch immer vorhanden sein.
Tatsächlich registrierten Evelyn Satinoff von der Universität von Illinois und Christiana L. Williams vom Hunter-College der New Yorker Städtischen Universität wie auch andere Wissenschaftler,
daß Temperaturveränderungen sich im Verhalten sehr junger Ratten drastisch auswirkten – vielleicht ein Hinweis, daß
Temperaturwechsel sogar bei Säugetieren den organisierenden Einfluß der Geschlechtshormone modulieren. Aber müßte das nicht auffälliger sein? Möglicherweise überdeckt die im wesentlichen
gleichbleibende Körpertemperatur warmblütiger Tiere die noch als Relikt vorhandene Anlage, in der Fetalphase auf Wärmebedingungen anzusprechen.
Soziale Auslöser
Während bei den temperaturbestimmten Arten das einmal festgelegte Geschlecht sich nicht mehr ändert, treten bei Tieren, deren Sexualität sich aus der sozialen Konstellation ergibt, wieder völlig
andere Muster auf. Sie machen die andere Hauptgruppe von Wirbeltieren aus, deren Geschlecht nicht chromosomal vorgegeben ist.
Auf sie paßt das vorn vorgestellte Organisationsschema schon gar nicht. Meistens sind sie Zwitter, haben also sowohl männliche wie weibliche Gonaden. Welche Geschlechtsrolle ein Individuum dann
jeweils übernimmt, hängt von Umwelt-Stimuli ab. Allerdings sind verschiedene Aspekte die gleichen wie bei warmblütigen Tieren.
Bestimmte Fische, die in diese Gruppe fallen, sind dennoch niemals simultan zwittrig. Zwar wechseln sie das Geschlecht im Laufe des Lebens, sind aber zu einem gegebenen Zeitpunkt nur entweder
maskulin oder feminin; gewisse Anemonenfische zum Beispiel bleiben von Geburt an zunächst Männchen und wandeln sich später zu Weibchen um. Gerade umgekehrt verhält es sich bei einigen anderen
Korallenfischen. Die Tiere brauchen zur Geschlechtsumwandlung einen sozialen Auslöser. Solch ein Einschnitt kann gegeben sein, wenn ein dominantes Tier – je nachdem Männchen oder Weibchen – verschwindet.
Doch es gibt auch Fische, die zugleich männlich und weiblich sind. Deren Gonaden enthalten sowohl Ovarien- als auch Hodengewebe. Sie befruchten aber praktisch niemals sich selbst, sondern paaren
sich nach wie vor mit anderen Artgenossen. Dies mag ihnen den mutmaßlich entscheidenden Vorteil bewahren, den eine zweigeschlechtliche Fortpflanzung bietet: genetische Vielfalt. Wie Eric A.
Fischer beobachtete, als er an der Universität von Washington in Seattle forschte, tauschen die Brutpaare eines bestimmten Zackenbarsches bei jeder neuen Paarung die Rollen (Bild 3 rechts).
Wie mögen die Fische der ersten, nicht simultan zwittrigen Gruppe ihr Geschlecht wechseln? Nach einer einschneidenden Änderung der sozialen Situation, etwa wenn ein beherrschendes Tier
verschwindet oder die Gesamtzahl an Individuen sich drastisch ändert, geschieht dies unter Umständen in Minutenschnelle: Ein Tier, das eben noch als Weibchen herumschwamm, balzt fortan wie ein
Männchen. Ein derartig rascher Umschlag kann eigentlich nur von Gehirnsignalen ausgehen.
Alle Wirbeltiere haben neuronale Verbindungen vom Hypothalamus (einer unter anderem das Sexualverhalten steuernden Hirnstruktur) zu den Gonaden. Leo S. Demski von der Universität von Südflorida
in Tampa erzielte, wenn er Sägebarsche dort elektrisch reizte, Eiablage oder Spermienausstoß. Die Nervenreize könnten also den Hormonzustand in der Gonade verändern, und dieser dürfte schließlich
die Geschlechtsumwandlung bewirken. Vielleicht existieren bei anderen Arten noch weitere, weniger offensichtliche Wege für eine zerebrale Steuerung, die wir noch nicht kennen.
Als Alternative zur zweigeschlechtlichen Fortpflanzung stellt sich die eingeschlechtliche – die Parthenogenese
– dar, wobei die Eier unbefruchtet bleiben. Entsprechende Arten bestehen allein aus Weibchen.
Diesen Tieren geht aber nicht etwa jegliches Sexualverhalten ab. Bestimmte Rennechsen etwa zeigen paarweise genau die gleichen Verhaltensmuster wie verwandte Arten, die sich zweigeschlechtlich
fortpflanzen, nur wechseln die Partner immer wieder die Rollen (Bild 1). Wie ich herausfand, steht auch in diesem Falle –
ähnlich wie bei den Rennechsenarten, die sowohl Männchen als auch Weibchen haben – das Verhalten unter hormoneller
Kontrolle.
Wenn Sexualverhalten bei solchen Spezies weiterhin auftritt, die nur noch in einem Geschlecht existieren, kann dies eigentlich nicht nur ein Rudiment sein. Auf eine wichtige biologische Funktion
bei Rennechsen habe ich ausführlicher in einem früheren Artikel hingewiesen (Spektrum der Wissenschaft, Februar 1988, Seite 86): Sie legen nach sexuellen Kontakten wesentlich mehr Eier als
sonst.
Geschlechtsbetrug
Bei meinen Forschungen über tierische Sexualität bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß eine passable Fortpflanzung ohne bestens zueinander passendes, wechselseitig koordiniertes Verhalten
beider Partner nicht gelingt – und dies gilt sogar für die eingeschlechtlichen Arten. Diese Bedingung nutzen manchmal
Individuen zweigeschlechtlicher Spezies zu ihrem Reproduktionsvorteil, indem sie nämlich das andere Geschlecht in gewisser Weise imitieren und gleichgeschlechtliche Konkurrenten um
Paarungspartner ausstechen – diese scheinen sie nun nicht als Rivalen zu erkennen. Man könnte dies geradezu eine weitere
Möglichkeit nennen, ohne eine bestimmende genetische Komponente Geschlechtlichkeit auszuprägen.
Das verblüffende Verhalten bestimmter Sonnenbarsche haben unabhängig voneinander Wallace Dominey, der damals an der Cornell-Universität in Ithaca (New York) arbeitete, und Mart R. Gross, der
jetzt an der Universität von Toronto (Ontario, Kanada) tätig ist, beschrieben. Diese Fische haben dreierlei Männchen: Revierbesitzer sind groß und farbenprächtig, attackieren Konkurrenten und
umwerben die Weibchen. Die sogenannten Einschleicher werden hingegen schon als viel kleinere Tiere in wesentlich jüngerem Alter geschlechtsreif; sie halten sich am Rande der Reviere auf
– und paaren sich heimlich, wenn der Hausherr gerade anderweitig zu tun hat. Sie entwickeln sich schließlich zu der
dritten Männchensorte, die sich meistens wie Weibchen benimmt und auch ähnlich unscheinbar aussieht. Sie mischen sich dann ein, wenn das Reviermännchen mit einem Weibchen balzt, und gewöhnlich
gelingt es ihnen, die Eier zu befruchten.
Eine ähnliche Form sexueller Mimikry ist die der Rotseitigen Strumpfbandnattern, die in Nordamerika leben. Die Männchen scharen sich massenhaft dicht um begattungsbereite Weibchen und bilden um
sie herum ein großes, kugelförmiges Knäuel. Robert T. Mason von der Staatsuniversität von Oregon in Corvallis hat nun beobachtet, daß die Freier aber in 16 Prozent der Fälle ein Männchen
umwerben, das sich als Weibchen getarnt hat: Solche Nattern haben Hoden und normales Sperma, balzen Weibchen an und paaren sich auch mit ihnen; sie produzieren jedoch die gleichen Duftstoffe wie
Weibchen, was offenbar die anderen Männchen verwirrt, so daß die Parfüm-Transvestiten daraus ihren Vorteil ziehen können.
Weibliches Grundmuster?
Die Befunde an Fischen und Reptilien belegen, daß das bisherige Organisationsschema der Geschlechtsdifferenzierung nicht einmal ausreicht, der Vielseitigkeit allein der Wirbeltiersexualität (Bild
6) gerecht zu werden. Gleichwohl sollte es sich mit nur wenigen Erweiterungen dieser gesamten Gruppe adaptieren lassen, wenn man das Phänomen Sexualität mehr von der Evolution her betrachtet.
Dazu muß man sich vor allem von der Idee einer rein genetisch determinierten Geschlechtsausprägung lösen. Ich stelle mir vor, daß Männchen in der Entwicklungsgeschichte höchstwahrscheinlich
überhaupt erst auftraten, nachdem bereits sich selbst reproduzierende – gewissermaßen weibliche – Organismen entstanden waren.
Nach dem für Säuger angenommenen Organisationsschema wären Weibchen das Mangelgeschlecht, das bei Fehlen spezifischer Induktoren entsteht, Männchen hingegen das organisierte, das sich unter
Hormoneinfluß gewissermaßen dem weiblichen aufdrängt. Ich vertrete dagegen das alternative Szenario, daß das feminine das evolutiv ursprüngliche Geschlecht ist und das maskuline sich von ihm
herleitet.
Aufschlußreich sind hierzu die Beobachtungen an zwittrigen Fischen von Douglas Y. Shapiro von der Eastern-Michigan-Universität in Ypsilanti. Solche Arten, die als Männchen geboren werden und sich
später zu Weibchen umwandeln, machen trotzdem erst ein Stadium mit modifizierten Ovarien durch, bevor sich Hoden entwickeln. Mit einem nur scheinbaren Paradoxon könnte man solche Befunde so
interpretieren: Männchen ähneln den Weibchen in stärkerem Maße als Weibchen den Männchen.
Sollte es stimmen, daß Männchen stammesgeschichtliche Reste weiblicher Züge tragen, wäre es sinnvoll, sich weniger auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu konzentrieren als auf die
Ähnlichkeiten, und zwar plausiblerweise insbesondere auf die Sexualhormone, die ja allen Wirbeltieren gemein sind. Bisherige Ansätze in dieser Richtung erwiesen sich schon als lohnend.
So gibt es Hinweise, daß sowohl Östrogen als auch Progesteron, die man gewöhnlich nur mit weiblichem Sexualverhalten in Verbindung brachte, auch das männliche beeinflussen. Bei manchen Arten wird
Testosteron im Gehirn zu Östrogen umgebaut; bei ihnen regt Östrogen sowohl das Kopulationsverhalten von Männchen an wie auch die sexuelle Empfänglichkeit der Weibchen. Bei Singvögeln entsteht
Östrogen hauptsächlich im Gehirn, was vielleicht bedeutet, daß es dafür keine strikte Geschlechtergrenze gibt und daß die Sexualität mancher höherer Wirbeltiere vom Gehirn her gesteuert
wird.
Gemeinhin gilt, daß Progesteron männliche sexuelle Aktivität hemmt. Dieses Hormon wurde sogar eingesetzt, um Sexualgewalttäter sozusagen chemisch zu kastrieren. Aber daß es für die normale
männliche Sexualität bedeutungslos sei, wie oft angenommen wurde, scheint nicht zu stimmen. Rattenmännchen etwa produzieren nicht nur Progesteron, sondern weisen eine ausgeprägte Tagesrhythmik in
der Sekretion auf – und so auch der Menschenmann. Die höchsten Konzentrationen treten am späteren Abend auf, wenn am
ehesten sexuelle Aktivität zu erwarten ist.
Zusammen mit Diane Witt vom amerikanischen Nationalen Institut für geistige Gesundheit in Bethesda und meinem Doktoranden Larry Young beobachtete ich kürzlich, daß kastrierte Rattenmännchen nach
Gabe von physiologischen Dosen Progesteron wieder an Weibchen Interesse zeigten und sie bestiegen. Andererseits wird die sexuelle Aktivität normaler Rattenmännchen schwächer, wenn man ihnen das
künstliche Hormon RU486 spritzt, das die Wirkung von Progesteron aufhebt (dies ist der Wirkstoff der sogenannten Abtreibungspille). Progesteron dürfte demnach, wie Östrogen, sowohl ein weibliches
wie ein männliches Hormon sein – und somit ein stammesgeschichtliches Relikt. Diese Hormone dürften schon zu Zeiten
Funktionen erfüllt haben, als das Organisationsschema der sexuellen Differenzierung von Warmblütern sich noch gar nicht entwickelt hatte.
Die künftige Erforschung von Ähnlichkeiten oder sogar Übereinstimmungen zwischen den beiden Geschlechtern bringt vielleicht mehr Beispiele dafür, daß bestimmte als weiblich angesehene Aspekte von
Sexualität im Grunde ursprüngliche Merkmale sind. Dies verspricht Aufschluß nicht nur über die Wirkungsmechanismen, sondern auch über die evolutive Herkunft der Geschlechtshormone. Zu erwarten
sind des weiteren neue Erkenntnisse auch dazu, wie die verschiedenen Mechanismen der Geschlechtsbestimmung und des Sexualverhaltens zusammenhängen und ineinandergreifen – seien es nun genetische, zerebrale, soziale oder ökologische. So können wir der wahren Natur von Sexualität näherkommen.
Literaturhinweise
- Functional Associations in Behavioral Endocrinology. Von David Crews in: Masculinity/Femininity: Basic Perspectives. Herausgegeben von J.M. Reinisch, L.A. Rosenblum und S.A. Sanders. Oxford
University Press, 1987.
– Behavioral Endocrinology. Von Jill B. Becker, S. Marc Breedlove und David Crews. MIT Press, 1992.
– The Organizational Concept and Vertebrates Without Sex Chromosomes. Von David Crews in: Brain, Behavior and Evolution,
Band 42, Hefte 4 bis 5, Seiten 202 bis 214, Oktober 1993.
– The Differences Between the Sexes. Herausgegeben von R.V. Short und E. Balaban. Cambridge University Press, im
Druck.
– Partnerwahl im Tierreich. Sexualität als Evolutionsfaktor. Von James L. Gould und Carol Grant Gould. Spektrum der
Wissenschaft Verlagsgesellschaft, Heidelberg 1990.
Quelle: https://www.xonk.de/biologie/zoologie- evodevo/themen/sexualhormone-hormoncocktail-bei-mann-und-frau/
Der Müller-Gang (lat.: Ductus paramesonephricus) ist – neben dem Urnierengang oder Wolff-Gang (lat.: Ductus mesonephricus) – einer jener embryonalen Anlagen der Geschlechtsorgane, die bei beiden Geschlechtern vorhanden sind und aus dem im Rahmen der normalen (weiblichen) Sexualdifferenzierung der Eileiter, die Gebärmutter und der obere Teil der Vagina entstehen. Benannt ist er nach seinem Erstbeschreiber Johannes Peter Müller.
Was ist das Anti-Müller-Hormon?
Der deutsche Anatom Johannes Peter Müller gab dem „Anti-Müller-Hormon" seinen Namen. Er beschrieb erstmals die in jedem Embryo angelegten Müller-Gänge und fand heraus, dass das besagte Hormon in der Embryonalentwicklung eine Rolle spielt: Etwa zwischen der achten und elften Schwangerschaftswoche regelt das Anti-Müller-Hormon die Differenzierung der Geschlechtsorgane. Wird es ein Junge, produzieren die Sertolizellen des embryonalen Hodens AMH, woraufhin sich die Müller-Gänge zurückbilden. Bei einem weiblichen Embryo ist kein Anti-Müller-Hormon vorhanden, so dass sich aus den Gängen Uterus, Eileiter und Vagina entwickeln können.
- Sexualhormone-Sterioidhormone dienen als Mittler zwischen den Geno und Phänotyp und sorgen für die Ausprägung der Geschlechtsunterschiede.
Die Sterioidhormone werden in den Gonaden produziert.
In geringer Menge in der Nebennierenrinde.
Im Hoden stimuliert das Luteinisierende Hormon die Produktion,
im Ovar, die von Gestagenen. Dort werden unter der Wirkung des follikelstimmulierenden Hormons auch Östrogene gebildet.
Beide Geschlechter produzieren jeweils auch geringe Mengen Hormone des anderen Geschlechts, in den Keimdrüsen. Viele andere in der Nebennierenrinde.
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Als Sexualhormone werden die Hormone genannt, die Anteil an der Gonadenentwicklung, der Ausprägung der Geschlechtsmerkmale und der Steuerung der Sexualfunktion haben.Damit sind im weiterten Sinne auch jene übergeordneten Hormone einbegriffen, die über das Hypothalamus- Hypophysen-Systemdie hormonellen Vorgänge steuern.
Auch wenn im Folgenden nach Geschlecht differenziert wird, muss angemerkt werden, dass es keine geschlechtsspezifischen Hormone gibt. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern besteht vielmehr darin, dass die Menge an produzierten und freien Sexualhormonen sowie die Reaktivität des Körpers auf die Sexualhormone stark variiert.
Je tiefer man in dieses Thema einsteigt desto weitläufiger wird es. Da man kein Biologe ist kann man weiter nur Vermuten , warum das mit der einseitigen Geschlechtsverteilung so ist. Das erst mal zur reinen Theorie. Alles weitere werden wir hier mit der Zucht von Banana und Coral G. weiter aufführen. Wie es für mich aussieht, denke ich nicht an einen Gendefekt ...
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